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Chronik des Vereins der Freunde Schloss Blutenburg

Wolfgang Vogelsgesang (†)

Zu Beginn der 70er Jahre zeichnet sich bereits ab, dass die seit 1957 im Schloss ansässigen Schwestern des Dritten Orden ihren Pachtvertrag nicht mehr verlängern werden (der Auszug erfolgte im April 1976). Die Zukunft von Schloss Blutenburg wird in diesen Jahren heftig diskutiert, unterschiedlichste Nutzungskonzepte werden ausgearbeitet.

Auf Initiative des Münchner CSU-Stadtrates Wolfgang Vogelsgesang (1932 - 2000, Bild links) gründeten 13 engagierte Obermenzinger Bürger und Bürgerinnen am 5. Oktober 1974 den „Verein der Freunde Schloß Blutenburg“. Vorrangiges Ziel ist zu diesem Zeitpunkt die Rettung des Schlosses vor dem drohenden Verfall. Der Verein wird in das Vereinsregister eingetragen und bereits im März 1975 als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Zahlreiche Aktivitäten werden begonnen: Konzerte, Ausstellungen, Feste im Hof. Alles dient nur dem einen Ziel, die Bevölkerung für die Anliegen des Vereines zu sensibilisieren und möglichst zahlreiche Mitglieder für den neu gegründeten Förderkreis zu gewinnen.

Vogelsgesang stand dem Verein seit Gründung bis 1990 und wieder von 1993 bis 2000 als Vorsitzender vor. Die kurzzeitige Unterbrechung war politisch erzwungen, da Vogelsgesang über Jahre hinweg auch Präsident der Internationalen Jugendbibliothek (IJB) war und diese Ämterunion zuletzt als negativ ausgelegt wurde. Rückblickend erwies es sich jedoch ohne Zweifel als eine glückliche Fügung, dass Wolfgang Vogelsgesang 1973 zum Präsidenten der IJB gewählt worden war und zeitgleich für Schloss Blutenburg auf der Suche nach einer zukunftsfähigen Nutzung war.

Für die künftige Nutzung des Schlosses erstellten die Vereinsmitglieder ein Konzept mit der IJB als Mieterin. Trotz heftigster Angriffe in der Presse hielt der Vereinsvorstand, wie auch das Präsidium der IJB, an dieser Idee fest. Die Planungen für die Zukunft der mittelalterlichen Schlossanlage wurden aufgenommen und bereits Anfang 1979 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Innerhalb nur weniger Jahre zielstrebiger Arbeit wurde das halb verfallene Schloss im Münchner Westen in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Neben zahlreichen Aktionen, unter anderem der Stiftung einer Orgel für die Schlosskapelle, stand der Verein mit seinen bis dahin bereits mehreren hundert Förderkreismitgliedern als treibende Kraft hinter der vorgesehenen Sanierung der Blutenburg. Lohn dieser Arbeit ist die Verleihung des „Konrad-Adenauer-Preises für Kommunalpolitik“ in Gold, einem alle drei Jahre bundesweit verliehenen Preises für kommunale Bürgerinitiativen. Gerade fünf Jahre nach Vereinsgründung, am 12. Oktober 1979, überreichte der Präsident des Bayerischen Landtages, Dr. Franz Heubl, diese begehrte Auszeichnung dem Verein.

Der erste Spatenstich zu umfangreichen Renovierungsmaßnahmen erfolgte am 19. Juli 1980, während des Obermenzinger Dorffestes. Drei Jahre mit bald täglich neuen Überraschungen für die Bauherren (Bayerische Verwaltung staatlicher Schlösser, Gärten und Seen und Internationale Jugendbibliothek) folgten. Nach Aussage des planenden Architektenehepaares Adolf und Helga Schnierle „kann man sich eigentlich nicht genug wundern, dass diese Blutenburg im Verlauf ihrer Geschichte nicht ein dutzendmal eingestürzt ist.“

Mit Einzug der Internationalen Jugendbibliothek im Sommer 1983 in das Schloss hat der Verein sein vorrangiges Ziel, die Bewahrung der Schlossanlage vor dem Verfall, zwar erreicht, die Aufgaben sind jedoch kaum geringer geworden. Der Verein setzt sich seither weiterhin für den Erhalt dieses einmaligen und historisch bedeutenden Gebäudekomplexes ein. So konnten auf Initiative des Vereins 1999 erstmals wieder die Glocken der Kapelle geläutet werden, der Glockenturm wurde renoviert. Aktuell bemüht sich der Verein um eine Sanierung und Öffnung der seit Jahren hinter Holztafeln verdeckten Außenfresken der Kapelle. Die musische und kulturelle Belebung ist ein weiterer Arbeitsbereich des Blutenburgvereins. Seit Fertigstellung der Sanierung veranstaltet und unterstützt der Verein in den neu gewonnenen Räumlichkeiten zahlreiche Kunstausstellungen, Lesungen, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen, aber auch große Feste und Feierlichkeiten im Hof. Und nicht zuletzt wurde 1982 die Unterstützung der Internationalen Jugendbibliothek als weiterer Vereinszweck in die Satzung aufgenommen.

Wolfgang Vogelsgesang wurde für sein Lebenswerk vielfach ausgezeichnet, unter anderem 1984 mit dem Bayerischen Verdienstorden, 1994 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland I. Klasse und 1999 mit der Bezirksmedaille in Gold des Bezirks Oberbayern. Auf seine Verdienste um das Schloss Blutenburg weist eine Gedenktafel im Eingangsbereich der Kinderbuchausleihe hin.

Nach über 25 Jahren Engagement für Schloss Blutenburg gab Vogelsgesang im März 2000 aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz ab, wenige Tage später verstarb er am 8. April 2000. Sein Lebenswerk besteht jedoch weiter. Einen Nachruf von Dr. Barbara Scharioth, Direktorin der IJB, auf Wolfgang Vogelsgesang finden Sie hier.

Am 7. November 2004 feierte der Verein sein mittlerweile 30-jähriges Gründungsjubiläum im Rahmen seiner  - seit seinem 25-jährigen Bestehen 1999 - regelmäßig durchgeführten Matinee für die Freunde des Vereins. Symbolisch wurde eine Linde gepflanzt. Einen Bericht zu dieser Aktion finden Sie hier.

Bis zu über 1.250 Förderer unterstützten zeitweise die Ziele des Vereins. Aktuell (Mai 2004) zählt der Förderkreis rund 850 Mitglieder. Der Jahresbeiträg beträgt 21 Euro.


Weitere Informationen:
Verein der Freunde Schloss Blutenburg e.V.
Schloss Blutenburg
81247 München
Telefon: 089 / 811 31 32
Fax: 089 / 814 49 29
www.blutenburgverein.de
info@_we_dont_like_spam_blutenburgverein.de


(Frieder Vogelsgesang)
Quellen:

Vogelsgesang, Frieder: Schloss Blutenburg und seine Freunde, in: Vogelsgesang Wolfgang (Hrsg.): Obermenzing – Geschichte und Geschichten I. Erasmus Grasser-Verlag, München 1988. (Buch leider vergriffen)

Vogelsgesang Frieder: Der Verein der Freunde Schloss Blutenburg, in: Schloss Blutenburg – Schlossführer, o.V. München 1999.