Ein Zeichen der Verbundenheit

Das Steinkreuz bei Schloss Blutenburg

Seit 20 Jahren steht südlich von Schloss Blutenburg ein Steinkreuz, dessen Herkunft und Bedeutung einerseits viele Spaziergänger vor Rätsel stellt, andererseits mittlerweile besonders bei Ortsansässigen kaum mehr Beachtung findet. Nach 20 Jahren gehört das Kreuz zum Schloss wie seine beiden Seen. Durch einen glücklichen Zufall konnte die Bürgervereinigung Obermenzing e.V. in ihrer aktuellen Ausgabe der Schriftenreihe „Obermenzinger Bilder“ Geschichte und Hintergrund dieses Steinkreuzes in Erfahrung bringen.

Ende August 2003 besuchte Hans Dietrich, in Spanien lebend, seinen Schwager in Obermenzing und wurde auf das für Nordspanien, besonders Galizien, so typische Kreuz (cruceiro) aufmerksam. Er begann zu forschen, wie dieses nach München gekommen ist und teilte das Ergebnis seiner Recherchen im Oktober 2003 der Bürgervereinigung Obermenzing mit.

 

 

Herr Dietrich schrieb also zunächst an den amtierenden Ministerpräsidenten von Galizien, Herrn Manuel Fraga Iribarne, und dieser wiederum an seinen Amtsvorgänger, Herrn Gerardo Fernández Albor.

Wir zitieren aus dessen Antwort: „ ... In meiner Zeit als Präsident der Landesregierung von Galizien wurde ich von der galizischen Landsmannschaft in München zum traditionellen Oktoberfest eingeladen, da beim Festzug auch eine Trachtengruppe aus Galizien teilnahm. Meine Landsleute baten mich dann um eines unserer Steinkreuze als Dank für die stets gute Aufnahme in der Stadt München. Um ihnen diesen Wunsch zu erfüllen, beschloss ich, das Steinkreuz dem Land Bayern zu widmen. Dies ist der Grund, warum sich heute eines dieser in Galizien so typischen Kreuze in München befindet...“

Maite Rubio Gonzáles, Präsidentin der galizischen Landsmannschaft in München (Peña Galega de Munich) klärt in einem Schreiben an die Bürgervereinigung auf:
„Der Cruceiro ist ein aus Stein gehauenes Kruzifix-Denkmal, das in Galizien an Wegkreuzungen, in Kirchengeländen und Friedhöfen zu finden ist. In Galizien gibt es viele Mythen und Legenden zu den Ursprüngen der Cruceiros. So vertreten einige Ethnologen die These, die Ursprünge der Cruceiros seien bereits in vorchristlicher Zeit zu suchen: An den heutigen Standorten der Cruceiros standen bereits zur Bronzezeit Menhire, die dann mit dem Einzug des Christentums durch die Steinkreuze ersetzt wurden. Diese These ist sehr umstritten.

 

 

Tatsache ist allerdings, dass viele Cruceiros an Orten stehen, denen man bereits im heidnischen Glauben heilende Wirkung zugesagt hatte, und an Orten, an denen man Hexenvereinigungen und die so genannte ‚Santa Compaña‘ (eine Prozession, die von den Geistern der Verstorbenen abgehalten wurde und die den Lebenden, die dieser begegneten, Unglück und Tod brachte) vermutete. Diese Orte sollten durch das Aufstellen der Cruceiros christianisiert werden.

Die Cruceiros wurden von Gläubigen aufgestellt, die dadurch ihre Demut und ihren Glauben zeigen wollten. Der Cruceiro sollte außerdem den anreihenden Häusern Schutz vor Krankheiten und Flüchen bieten.
Heute werden Cruceiros oft zu dekorativen Zwecken und als Zeichen der Traditionsverbundenheit aufgestellt. Sie zählen zu den repräsentativen ethnografischen Elementen der Galizischen Region.“
Soweit die Erläuterungen von Maite Rubio Gonzáles.

Schon früh nach ihrer Gründung 1978 bemühte sich die galizische Landsmannschaft in München, einen Cruceiro in München als Zeichen der Verbundenheit und Freundschaft zu dieser Stadt aufzustellen. Am 20. September 1983 um 18.00 Uhr war es soweit. Seither feiert die Peña Galega de Munich alljährlich im Juli am Steinkreuz in Obermenzing das Fest zu Ehren des Patrons von Galizien und Spanien, dem Apostel Santiago (Jakobus).

(Artikel von Frieder Vogelsgesang aus dem Blutenburger Kurier Nr. 4 / 2004)

 

 

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